RIP Libia, mein Herz 25.05.2015 – 16.06.2018

Dein Leben währte nur drei kurze Jahre und doch haben wir in dieser Zeit so viel gemeinsam erlebt, dass es für ein ganzes Leben an Erinnerungen reicht. Deine Geschichte möchte ich hier erzählen.
Dein Leben begann unter keinem guten Stern. Deine Mama wurde mit ihren drei Babies auf die Strasse geworfen und von da wurdet ihr in die Tötung gebracht. Zum Glück wurde unser Verein um Hilfe gebeten für diese 4 traurigen Bündel Elend. Du und deine Geschwister wart aber schon krank geworden in der Tötung und musstet sofort in die Klinik gebracht werden. Deine Geschwister, Leon und Leda schafften es nicht, sie starben bevor ihre Leben überhaupt richtig begonnen hatten. Du warst die stärkste Kämpferin und bist dem Tod von der Schippe gesprungen. Du lebtest auch für sie!
Im zarten Alter von 4 Monaten durftest du endlich in die Schweiz reisen und kamst zu uns auf Pflege. Du brachtest Leben in unseren Alltag und Karpy und Naya blühten auf und liessen sich anstecken von deinem jugendlichen Uebermut. Schon nach kurzer Zeit hattest du alle Herzen im Sturm erobert und es war klar, dass du in unserer kleinen Familie bleiben würdest, wir konnten dich nicht mehr hergeben. Jeder Tag mit dir war ein einmaliges Erlebnis, du hattest den Kopf voller Flausen und es wurde niemals langweilig. Du konntest einen zum Lachen bringen auch wenn man eigentlich traurig war, ein Blick aus deinen wundervollen Augen reichte aus um die ganze Welt wieder in Ordnung zu bringen. Ein paar Monate lang waren wir eine glückliche, unbeschwerte, kleine Familie und wir dachten, das würde ewig währen.
Aber als du 1 Jahr alt warst zogen dunkle Schatten auf, du hattest deine ersten epileptischen Anfälle. Wir waren völlig verzweifelt und ratlos, wussten nicht was passierte mit dir. Durch die richtigen Medikamente konnten wir die Krankheit fast ein Jahr aufhalten und ausblenden aber dann kam sie mit voller Wucht zurück. Die Anfälle wurden stärker und kamen häufiger, manchmal mehrmals täglich. Alle Untersuchungen ergaben keine brauchbaren Ergebnisse und alle Medikamente die wir ausprobiert hatten, zeigten keine Wirkung. Die Tierärzte und wir waren am Ende. Wir wussten, es wäre eine Frage der Zeit, wie lange wir und auch du das noch aushalten können. Das Wissen, dass jeder Tag dein letzter sein könnte, war allgegenwärtig und so genossen wir jeden kostbaren Augenblick mit dir. Zwischen den Anfällen warst du wieder fröhlich und unbeschwert und man konnte die Krankheit beinahe vergessen aber eben nur beinahe, bis zum nächsten Anfall.
Am Samstag wurde unsere schlimmste Angst Wirklichkeit, du hattest einen Anfall aus dem du nicht mehr selber aufwachen konntest. Die Tierärztin musste dich erlösen. Wir wussten es, dass dieser Moment kommen würde aber nichts hat uns wirklich darauf vorbereitet. Ich werde die letzte Stunde deines Lebens niemals vergessen, sie ist für immer in meine Seele gebrannt.
Wir haben gemeinsam gekämpft und alles getan damit du leben kannst, wir haben dem Tod noch drei Jahre gestohlen. Es waren die drei wundervollsten Jahre meines Lebens, denn ich durfte sie mit dir verbringen.
Libia, mein Herz, ich wünsche dir eine wunderschöne, friedliche Zeit auf den grünen Wiesen hinter dem Regenbogen. Ich verspreche dir, wir werden uns wiedersehen und dann wird uns nichts mehr trennen.
Anja Straumann und Michael Haberstich